Halunder - eine eigene Sprache
In den Zeiten der Evakuierungen, von 1914 – 1918 und von 1945 – 1955, war die eigene Sprache ein Bindeglied zwischen den Helgoländern, die in vielen Orten auf dem Festland verteilt lebten. Durch die Kommunikation in der eigenen Sprache wurde die Gemeinschaft gefestigt und man trat, auch sprachlich, geschlossen nach außen hin auf.
Legendär sind insbesondere die Zusammenkünfte in der Evakuierungszeit, nach dem 18. April 1945. Bei den „Helgoland-Treffen“ an der Küste demonstrierten die Helgoländer ihren Zusammenhalt durch das Singen von Liedern und das Vortragen von Gedichten und Geschichten in ihrer eigenen Sprache. Es entstanden Liedertexte, die auch heute noch von der älteren Wohnbevölkerung beherrscht werden. Auch Lebenspartner, die während dieser Zeit einen Mann oder eine Frau von Helgoland heirateten, ließen sich auf diese Sprache ein, denn sie gehörte zum Alltag dazu.
Nach der Wiederfreigabe 1955 und mit der Aufnahme des Schulbetriebes, gab es Bemühungen, das Halunder als Sprache zu vermitteln. Dr. James Packroß war hier der Vorreiter und viele Schülerinnen und Schüler erinnern sich an den „trockenen Unterrichtsstoff“, den sie wöchentlich für eine Stunde über sich ergehen lassen mussten. Mit Hark Martinen, der von 1957 – 1970 auf Helgoland als Lehrer tätig war, trat ein Nordfriese auf den Plan, der durch seine Heimatsprache Ömrang einen besonderen Zugang zu der Sprache der Helgoländer hatte.
In den Familien selbst wurde Helgoländisch dort gesprochen, wo entweder beide Elternteile von Helgoland stammten oder wo die tägliche Arbeit ohne Halunder nicht denkbar war: in der Fischerei und bei der Börte. Schwieriger war es, wenn nur ein Elternteil diese Sprache konnte und der andere Teil sie zwar verstand, aber nicht sprach. Das führte dazu, das immer weniger Halunder gesprochen wurde.
Anfang der 70er Jahres des letzten Jahrhunderts gab es eine Renaissance der friesischen Sprache, insbesondere hervorgerufen durch die 68er Generationen, die gerade in den ländlichen Bereichen für die gewachsenen Identitäten eintraten. Damit einhergehend sollte das Friesische wieder deutlicher in den Vordergrund treten.
Das war sicher auch Grundlage dafür, auf Helgoland über die Förderung der eigenen Sprache nachzudenken. Hier war Minna Borchert eine Vorreiterin, die mit den Helgoländisch-Kursen an der Volkshochschule begann. Mangels entsprechender Lehrbücher, erarbeitete sie ein solches und verlegte das Buch: „Wi leär Halunder“, das noch heute Grundlage für den Sprachenunterricht ist.
Schon im Evangelischen Kindergarten wird den Kindern die Sprache spielerisch vermittelt. Seine Fortsetzung finden diese Bemühungen an der James-Krüss-Schule. Dort ist Friesisch in der Grundschule Pflichtfach. Danach kann es als Wahlfach gewählt werden. Auch an der Volkshochschule war es bisher ein Programmpunkt. Im Alltag begegnet uns die Sprache z.B. bei den Straßennamen: Lung Wai (Langer Weg), Om Wass (im Westen), Bi di Spukkerbu (Bei der Spukbude – basierend auf einer alten Geschichte), Bi de Boak (bei der Bake), Bop de Kark (oberhalb der Kirche), Snep Goat (Schnepfen Gasse), Ol Komede Wai (Alter Theater Weg) usw. Darüber hinaus haben einige Häuser Helgoländische Namen.
Zu besonderen Anlässen sind die bunten Trachten zu sehen, wenn die Volkstänzer auftreten. Auch sie sind Teil der friesischen Identität. Ertönen auf Helgoland Lieder, so sind vielfach Kompositionen dabei, die aus der Evakuierungszeit nach 1945 stammen. Sie werden heute noch wie selbstverständlich gesungen und prägen ebenfalls die besondere Kultur der Insel.
Eine harausragende Hymne wurde das Lied von Max Siemens, das er in russischer Gefangenschaft geschrieben hat und das sein Heimweh zur Insel zum Ausdruck bringt. Er wusste nicht, dass die Insel zerstört und die Bevölkerung evakuiert war:
“Kan’s di di noa un’e Tid turäi tenk, as wi no weär iip Lun? Weär deät ni roor, nä hoar wi di deär swor, wi wöll turäi nor ii Lun hen!“ “Kannst Du Dich noch an die Zeit zurückerinnern, als wir noch auf Land waren? War das nicht schön? Nun haben wir uns geschworen, wir wollen wieder zu unserem Land hin!” (Der Helgoländer spricht immer von seinem Land (Lun) und benutzt die Bezeichnung Helgoland – Hellige Lun – nicht in der Umgangssprache)
Helgoländisch sprechen wird derzeit wieder schick, wie man so schön sagt. Immer öfter hört man die Sprache auch wieder im Alltag. Es gibt vielfältige Versuche ihr Sterben aufzuhalten. Ganz verhindern wird man es nicht können, aber man kann es verlangsamen.
Schon 2009 erhielt die Insel Helgoland die Auszeichnung als „Sprachenfreundliche Gemeinde“. Das wird Maßstab dafür sein, wie wir mit unserer Sprache zukünftig umgehen. Es gibt viele Ideen, z.B. für das Übersetzen von Geschichten in die Inselsprache, das Benennen von Speisen in der Gastronomie mit den helgoländischen Worten, einzelne Tagesordnungspunkte in den Sitzungen des Gemeinderates auf Helgoländisch, vielleicht auch mal einen Schreib- oder Vorlesewettbewerb für Gäste und Insulaner.
So einzigartig die Insel, so einmalig auch die Sprache. Wir haben die Verpflichtung dieses Kulturgut für die nachwachsenden Generationen am Leben zu erhalten.
Helgoländisch lernen
Das Lehrbuch „Wi lear Halunder“ können Interessierte zusammen mit einer CD im Museum Helgoland erwerben. Außerdem sind auch im Handel Bücher, auch Kinderbücher von James Krüss, auf Halunder zu erwerben. Teilweise sind die Texte auch parallel ins Deutsche übersetzt. Der Inselbesucher findet zweisprachige Wegweiser vor und kann sich in der Bücherei Helgoland über das Angebot an Literatur auf Helgoländisch informieren.
Ein weiteres kleines Beispiel gefällig?
Halunder (Helgoländisch)
Miin Mem, miin Foor, miin Bruurn en ik lewwe iip Lun. Wi hoa en Hüs iip Bopperlun. Ii Famiilje hat fel Hüllihait med en letj Gooar bi Sapskiil. Uun‘ e Sömmer sen wi measens iip’e Akker. Dear hoa wi Kantüffeler en Kuaal, oawers uk Blömken en Baien. Oawers dear has‘ e uk fel Oarbooid med en Akker, has ümmer wat tu dun’n.
Frem (Deutsch)
Meine Mutter, mein Vater, meine Brüder und ich leben auf Helgoland. Wir haben ein Haus auf dem Oberland. Unsere Familie hat viel Spaß mit einem kleinen Garten bei der Sapskuhle. Im Sommer sind wir meistens auf dem Acker. Da haben wir Kartoffeln und Kohl, aber auch Blumen und Beeren. Aber du hast auch viel Arb
Ihr Besuch
Öffnungszeiten
Montag bis Sonntag
11 Uhr bis 16 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene 6, - €
(ermäßigt 5, - € für Gruppen ab 10 Personen)
Kinder bis 14 Jahre 3,50 €
(ermäßigt 2,50 € für Gruppen ab 15 Kinder)
Familienticket 16, - €
(2 Erwachsene, bis zu 3 Kinder bis 14 Jahre)
Bunkeranlagen
Der Zivilschutzbunker
Bunkerführungen
Teilnahmepreis: 14, - €
Sonderkonditionen für Schulklassen
Der Bunkerstollen
Öffnungszeiten: täglich, 9 bis 19 Uhr
Eintrittspreis: 7, - € (ab 14 Jahre)
Kinder 10 bis 13 Jahre: 4 , - €
unter 10 Jahren (in Begleitung): Eintritt frei;
Lung Wai 214,
Unterland (am Fahrstuhl zum Oberland)
Barrierefreiheit
Das Museumgelände ist teilweise nicht barrierefrei.